2016/17

Preisträger und Jury-Begründungen zum Ideen-Wettbewerb "Meiner Hände Werk"

1. Preis für Petra Mirus: „Wofür dein Herz schlägt“

An einem aufdringlich schönen Mittwoch im Mai, betritt Alexander Neumann den Maschinenbaubetrieb seines Vaters, nördlich von Kaufbeuren, den er so sehr hasst. Allein die Aussicht auf Rache hat Alex dazu bewegt, hierher zu kommen und sich dem Gespräch mit dem Alten zu stellen. Er wird seine Chance bekommen und noch vieles mehr... Am Ende dieser Geschichte muss Alex die Entscheidung seines Lebens treffen.

Die Jury hat besonders überzeugt, dass das Konzept bereits eine in sich geschlossene Geschichte mit einem schönen Spannungsbogen beinhaltet. Petra Mirus hat sehr gut den Handwerkerstolz herausgearbeitet und sich intensiv mit dem Handwerk beschäftigt. Es wird deutlich wofür Handwerk steht: Zusammenhalt, Teamgedanke, für die Mitarbeiter da zu sein: „Alex erkennt zum ersten Mal in seinem Leben, was es bedeutet stolz zu sein, Werte zu verfolgen.“ Die Geschichte beeindruckt durch ihre Glaubwürdigkeit und stellt eine positive weibliche Unternehmenspersönlichkeit in den Mittelpunkt. Das dem Klischee zuwiderlaufende Ende unterstreicht die persönliche Bewertung der Hauptperson.

Petra Mirus hat mit ihrem Erstlingswerk für ein abendfüllendes Spielfilmformat bei der Jury gepunktet. Herzlichen Glückwunsch!!!

Petra Mirus (1. Preis), Dr. Lothar Semper (Hauptgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Handwerkskammern); Foto: ZDH / Agentur Bildschön

 

2. Preis für Heiko Zupke: "Einmal im Leben"

Protagonisten dieser Geschichte sind keine Polizisten, die rund um den Hamburger Hafen, bayerischen Voralpen oder der sächsischen Tiefebene kleinen und großen menschlichen Schicksalen nachspüren. Es sind auch keine Arzthelferinnen, Ärzte oder verzweifelte Gastronomen auf der Suche nach verloren gegangenen oder nie vorhandenen Kochkünsten.

Hier geht es um fünf junge begabte Handwerkerinnen und Handwerker, die es ins deutsche Team für die "Handwerker-Olympiade" schaffen.
Eine emotionale Achterbahnfahrt für die fünf unterschiedlichen Charaktere. Spannend und humorvoll erzählt, mit viel Verständnis für Brüche, Fehlversuche und Umwege beim Erleben und Gestalten dieses besonderen Abschnitts der beruflichen wie persönlichen Entwicklung.

Der Autor selbst gibt an, zeigen zu wollen, dass auch junge Handwerkerinnen und Handwerker Aufregendes erleben, ihre Zukunft mit allen Chancen in die eigenen Hände nehmen und dabei witzig, cool und sexy sein können.

Die Jury meint: Recht hat er und deshalb gratulieren wir!

Heiko Zupke (2. Preis), Holger Schwannecke (ZDH-Generalsekretär); Foto: ZDH / Agentur Bildschön

 

3. Preis für Claudia Berg: "L@ther- Knut"

Die Geschichte, die uns die Autorin erzählt, führt uns in eine ländliche Welt, die uns all zu oft als Idylle vorgeführt wird. Dass es dort aber z.T. ums Überleben ganzer Dörfer geht, wird selten erzählt. Wie das gehen kann, zeigt Claudia Berg uns in einer generationenübergreifenden Familiengeschichte, in der es der eigenbrötlerische Leder-Knut, der einer der letzten Sattler in der Gegend ist, durch den jugendlichen Elan seines internet-affinen Enkels, die Gewieftheit seiner heimgekehrten Tochter und die tatkräftige Unterstützung durch ein im Dorf angesiedeltes Mädchen aus Syrien schafft, die Initialzündung für eine Wiederbelebung des Dorfes zu geben.

Der Autorin gelingt es, die unterschiedlichsten Aspekte unserer aktuellen Zeit auf selbstverständliche Weise und mit Humor miteinander zu verbinden und dadurch eine Utopie zu entwerfen, die gar nicht so weit weg ist, von dem, was möglich wäre. Das macht Lust, da, wo wir sind, auch selbst immer wieder zuzupacken. Das hat die Jury überzeugt.

Claudia Berg (3. Preis), Brigitte Dithard (Redakteurin, SWR); Foto: ZDH / Agentur Bildschön

 

3. Preis für Iris Janssen "Der gute Bäcker"

Dieser Stoff ist an eine wahre Geschichte aus Frankreich angelehnt: Ein alter Bäcker verkauft für einen symbolischen Euro seine traditionsreiche Bäckerei an einen Obdachlosen, denn er findet keinen Nachfolger.

Die Konstellation allein ist bereits ohne jede weitere Adaption filmreif. Der Autorin gelingt es aber über diese Inspiration hinaus, die beiden Charaktere und die Konfliktsituationen, in die sie geraten, empathisch und realistisch zu zeichnen. Sie helfen einander, kämpfen aber auch mit ihren unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten und erleben kein gemeinsames "Happy End".

Die Geschichte überzeugt auf verschiedenen Ebenen, mit emotionaler Kraft und mit gesellschaftlicher Relevanz. Handwerklich geführte Bäckereien werden vielerorts durch industrielle "Backshops" ersetzt. Und mancher Obdachlose könnte mit einer zweiten Chance in ein Leben ohne Not zurückkehren. Die spannende Umsetzung dieser Gelegenheit finden wir preiswürdig.

Iris Janssen (3. Preis), Sonja Zimmerschitt (Produzentin, die film gmbh); Foto: ZDH / Agentur Bildschön